Montag, 23. April 2012
Meine KiGA-Erlebnisse/Pro Betreuungsgeld
martin s., 14:04h
Meine schlimmen Erfahrungen im Kindergarten/ Stimme pro Betreuungsgeld
Hallo,
die ganze öffentliche und mediale Diskussion um das Für und Wider zum Betreuungsgeld nervt mich sehr. Vor allem die von mehrheitlich feministisch angehauchten Journalistinnen, die gegen das liebevolle Modell der häuslichen Kindererziehung fast schon militant mit unseriös einseitiger Berichterstattung zu Felde ziehen und die Fremderziehung der Kinder in staatlichen Betreuungseinrichtungen getrennt von der Familie als alternativlos und absolut alleinseligmachenden Königsweg propagieren. Dabei werden Frauen, die sich bewusst gegen die Fremderziehung entscheiden und für eine persönliche Erziehung ihres Kindes, eine häuslich-familiäre Erziehung, öffentlich diskriminiert und als brave und angeblich biedere Hausmütterchen an den Pressepranger gestellt. Wer, wie ich, als Jugendlicher und Erwachsener mit ebensolcher Begeisterung George Orwells „1984“ und Huxleys „Schöne neue Welt“ (Stichwort: „Schlafschule“-Kindererziehung) gelesen hat, wird alarmiert feststellen müssen, dass wir bereits allseits fremdgesteuert werden und uns von der Natürlichkeit des Lebens immer weiter entfernen.
Ich will Ihnen bzw. euch deshalb von meinem Schicksal, meinen Erlebnissen, als ehemaliger Besucher eines Kindergartens erzählen. Meine Mutter war und ist eine wundervolle Mutter für mich. Deshalb mache ich ihr auch keinen Vorwurf dafür, dass sie mich in eine solche Einrichtung gesteckt hat. Meinem Vater übrigens auch nicht.
Aber dennoch kann und will ich meine schrecklichen Erfahrungen weder verschweigen noch vergessen. Sie tauchen viel mehr immer wieder vor meinem inneren geistigen Auge auf.
Mit fünf Jahren wurde ich in den gemeindeeigenen Kindergarten geschickt. Jeden Morgen betrat ich ihn an den Arm meines Vaters geklammert voller Angst und Tränen und Weinen. Viele fremde Gesichter – zuerst, von denen mir die meisten auch später fremd blieben. 40 oder 50 an der Zahl, und nur vier Erzieherinnen, davon waren zwei um die 60. Und von den beiden wiederum war eine häufig krank, sodass in der Regel nur drei Erzieherinnen für 40 bis 50 Kinder zuständig waren. Ich fühlte mich unglaublich unter Zwang. Eingeengt in eine staatlich verordnete Tagesstruktur als Zwangsmaßnahme. Es fing jeden Morgen mit dem gemeinsamen Frühstück an. Da saßen wir allen an großen Tischen und jeder bekam seine ihm zugeteilte Ration an Kamillen- und Pfefferminztee, der immer einen besonders eigenartigen und widerwärtigen Geschmack hatte aber nie nach Pfefferminz oder Kamille schmeckte und stets in unhandlichen dicklippigen Tassen serviert wurde. Danach war Ausgang im Vorgarten. Dort durften wir für eine gewisse ganz genau reglementierte Zeit spielen und herumtollen. Aber es war weder das eine noch das andere, sondern meist ein exzessives Herumbalgen und Raufen und Treten und Schreien voller Aggressionen und Gewalt unter Kindern. „Lass die Kinder ruhig schreien! Das macht sie hart fürs Leben!“, so lautete das Motto der Erzieherinnen. Wenn ich vor Schmerzen schrie, griffen sie nie ein, kamen nie an. Bei anderen Kindern auch nicht. Viele andere Kinder versuchten über den nicht sehr hohen Gartenzaun zu klettern, wollten in die Freiheit. Wurden aber stets mit heftigen Schlägen und Ohrfeigen von den Erzieherinnen daran gehindert.
Nach dem Mittagessen gab es für alle Kinder, die ganztägig im Kindergarten verbleiben mussten, noch eine besondere Tortur, vor der ich mich immer am meisten fürchtete: den zwangsweisen Mittagsschlaf. In reih und Glied lagen wir mit dünnen Turnmatten auf kaltem Turnhallenfußboden in einem riesigen Raum. In den ersten zwanzig Minuten wurde uns von den Erzieherinnen meist eine Geschichte vorgelesen oder ein Liedchen vorgeträllert. In dieser Zeit hatten wir Kinder einzuschlafen. Taten wir es nicht oder bewegten wir uns irgendwie verdächtig, wurden wir erst einmal ermahnt, dann setzte es Ohrfeigen und Schläge. Und die Erzieherinnen gingen stets durch die Reihen. Ich konnte dort nie schlafen und musste mich aber immer zwangsweise schlafend und bewegungslos legen. Mehrere Stunden täglich. Für mich immer eine nie endenwollende Ewigkeit.
Vielleicht könnt ihr euch vorstellen, wie ich mich gefühlt habe: wie ein Gefangener, der in einer endlosen Tortur gequält wird. Bildung in diesem Kindergarten übrigens NULL.
Eine Qual, die ich nie vergessen werde und die ich als Warnung und für mehr Kindergerechtigkeit und Liebe in der Debatte um die Kinderbetreuung hiermit ins Netz stelle. Aber auch um die derzeitige Diskussion in eine andere Richtung zu lenken. Denn bisher habe ich den Eindruck, dass viel mehr Arbeitsregelungsbelange der Erwachsenen als auf kind- und familiengerechte Erziehung, viel mehr arbeits- und gesellschaftsgerechte Familien als auf familien- und erziehungsgerechte Gesellschaft und Arbeit geachtet wird. Hat eigentlich schon irgend jemand in dieser Debatte an die Belange von Kindern gedacht, und nicht nur daran, wie man die Kinder am besten los wird ?
Gottlob waren es nur einige Wochen, in denen ich mittags im Kindergarten schlafen musste. Dann meldeten mich meine Eltern auf eindringeliches Weinen und Flehen und Bitten von mir mich diesbezüglich ab. Doch ich leide noch heute unter dieser Kinderquälerei. Ich habe noch immer Probleme, mich in eine Struktur einzuzwängen und einzubringen, mich einem räumlichen Zwang zu unterwerfen. Es hemmt mich in meiner Kreativität. Dieser Antiindividualismus oder Kollektivismus, der alles hemmungs- und bedingungslos gleichsetzen will – auch das, was nicht gleichgemacht werden kann, weil jeder Mensch, jedes Kind, anders ist, einzigartig ist – und eben nicht beliebig formbar und austauschbar.
In der heutigen öffentlichen Debatte jedoch werden wir manipuliert und die christliche familiengerechte Erziehung aufs äußerste diskredittiert. Und dies, obwohl schon Rousseau und Pestalozzi die persönliche Erziehung durch die Mutter propagierten. Haben wir sie vergessen ? Wenn wir die KiTa-Erziehung bevorzugen, ist das nicht modern, sondern wir greifen damit die Kindererziehung durch Gouvernanten wieder auf. Das aber ist das 18. Jahrhundert und somit asbach uralt! Und dorthin sollten wir nicht wieder zurück!
Wer hat ähnliche Erlebnisse im Kindergarten gehabt wie ich ?
Wir sollten nicht länger schweigen und endlich an die Öffentlichkeit gehen.
Mit freundlichen Grüßen
Martin S.
Hallo,
die ganze öffentliche und mediale Diskussion um das Für und Wider zum Betreuungsgeld nervt mich sehr. Vor allem die von mehrheitlich feministisch angehauchten Journalistinnen, die gegen das liebevolle Modell der häuslichen Kindererziehung fast schon militant mit unseriös einseitiger Berichterstattung zu Felde ziehen und die Fremderziehung der Kinder in staatlichen Betreuungseinrichtungen getrennt von der Familie als alternativlos und absolut alleinseligmachenden Königsweg propagieren. Dabei werden Frauen, die sich bewusst gegen die Fremderziehung entscheiden und für eine persönliche Erziehung ihres Kindes, eine häuslich-familiäre Erziehung, öffentlich diskriminiert und als brave und angeblich biedere Hausmütterchen an den Pressepranger gestellt. Wer, wie ich, als Jugendlicher und Erwachsener mit ebensolcher Begeisterung George Orwells „1984“ und Huxleys „Schöne neue Welt“ (Stichwort: „Schlafschule“-Kindererziehung) gelesen hat, wird alarmiert feststellen müssen, dass wir bereits allseits fremdgesteuert werden und uns von der Natürlichkeit des Lebens immer weiter entfernen.
Ich will Ihnen bzw. euch deshalb von meinem Schicksal, meinen Erlebnissen, als ehemaliger Besucher eines Kindergartens erzählen. Meine Mutter war und ist eine wundervolle Mutter für mich. Deshalb mache ich ihr auch keinen Vorwurf dafür, dass sie mich in eine solche Einrichtung gesteckt hat. Meinem Vater übrigens auch nicht.
Aber dennoch kann und will ich meine schrecklichen Erfahrungen weder verschweigen noch vergessen. Sie tauchen viel mehr immer wieder vor meinem inneren geistigen Auge auf.
Mit fünf Jahren wurde ich in den gemeindeeigenen Kindergarten geschickt. Jeden Morgen betrat ich ihn an den Arm meines Vaters geklammert voller Angst und Tränen und Weinen. Viele fremde Gesichter – zuerst, von denen mir die meisten auch später fremd blieben. 40 oder 50 an der Zahl, und nur vier Erzieherinnen, davon waren zwei um die 60. Und von den beiden wiederum war eine häufig krank, sodass in der Regel nur drei Erzieherinnen für 40 bis 50 Kinder zuständig waren. Ich fühlte mich unglaublich unter Zwang. Eingeengt in eine staatlich verordnete Tagesstruktur als Zwangsmaßnahme. Es fing jeden Morgen mit dem gemeinsamen Frühstück an. Da saßen wir allen an großen Tischen und jeder bekam seine ihm zugeteilte Ration an Kamillen- und Pfefferminztee, der immer einen besonders eigenartigen und widerwärtigen Geschmack hatte aber nie nach Pfefferminz oder Kamille schmeckte und stets in unhandlichen dicklippigen Tassen serviert wurde. Danach war Ausgang im Vorgarten. Dort durften wir für eine gewisse ganz genau reglementierte Zeit spielen und herumtollen. Aber es war weder das eine noch das andere, sondern meist ein exzessives Herumbalgen und Raufen und Treten und Schreien voller Aggressionen und Gewalt unter Kindern. „Lass die Kinder ruhig schreien! Das macht sie hart fürs Leben!“, so lautete das Motto der Erzieherinnen. Wenn ich vor Schmerzen schrie, griffen sie nie ein, kamen nie an. Bei anderen Kindern auch nicht. Viele andere Kinder versuchten über den nicht sehr hohen Gartenzaun zu klettern, wollten in die Freiheit. Wurden aber stets mit heftigen Schlägen und Ohrfeigen von den Erzieherinnen daran gehindert.
Nach dem Mittagessen gab es für alle Kinder, die ganztägig im Kindergarten verbleiben mussten, noch eine besondere Tortur, vor der ich mich immer am meisten fürchtete: den zwangsweisen Mittagsschlaf. In reih und Glied lagen wir mit dünnen Turnmatten auf kaltem Turnhallenfußboden in einem riesigen Raum. In den ersten zwanzig Minuten wurde uns von den Erzieherinnen meist eine Geschichte vorgelesen oder ein Liedchen vorgeträllert. In dieser Zeit hatten wir Kinder einzuschlafen. Taten wir es nicht oder bewegten wir uns irgendwie verdächtig, wurden wir erst einmal ermahnt, dann setzte es Ohrfeigen und Schläge. Und die Erzieherinnen gingen stets durch die Reihen. Ich konnte dort nie schlafen und musste mich aber immer zwangsweise schlafend und bewegungslos legen. Mehrere Stunden täglich. Für mich immer eine nie endenwollende Ewigkeit.
Vielleicht könnt ihr euch vorstellen, wie ich mich gefühlt habe: wie ein Gefangener, der in einer endlosen Tortur gequält wird. Bildung in diesem Kindergarten übrigens NULL.
Eine Qual, die ich nie vergessen werde und die ich als Warnung und für mehr Kindergerechtigkeit und Liebe in der Debatte um die Kinderbetreuung hiermit ins Netz stelle. Aber auch um die derzeitige Diskussion in eine andere Richtung zu lenken. Denn bisher habe ich den Eindruck, dass viel mehr Arbeitsregelungsbelange der Erwachsenen als auf kind- und familiengerechte Erziehung, viel mehr arbeits- und gesellschaftsgerechte Familien als auf familien- und erziehungsgerechte Gesellschaft und Arbeit geachtet wird. Hat eigentlich schon irgend jemand in dieser Debatte an die Belange von Kindern gedacht, und nicht nur daran, wie man die Kinder am besten los wird ?
Gottlob waren es nur einige Wochen, in denen ich mittags im Kindergarten schlafen musste. Dann meldeten mich meine Eltern auf eindringeliches Weinen und Flehen und Bitten von mir mich diesbezüglich ab. Doch ich leide noch heute unter dieser Kinderquälerei. Ich habe noch immer Probleme, mich in eine Struktur einzuzwängen und einzubringen, mich einem räumlichen Zwang zu unterwerfen. Es hemmt mich in meiner Kreativität. Dieser Antiindividualismus oder Kollektivismus, der alles hemmungs- und bedingungslos gleichsetzen will – auch das, was nicht gleichgemacht werden kann, weil jeder Mensch, jedes Kind, anders ist, einzigartig ist – und eben nicht beliebig formbar und austauschbar.
In der heutigen öffentlichen Debatte jedoch werden wir manipuliert und die christliche familiengerechte Erziehung aufs äußerste diskredittiert. Und dies, obwohl schon Rousseau und Pestalozzi die persönliche Erziehung durch die Mutter propagierten. Haben wir sie vergessen ? Wenn wir die KiTa-Erziehung bevorzugen, ist das nicht modern, sondern wir greifen damit die Kindererziehung durch Gouvernanten wieder auf. Das aber ist das 18. Jahrhundert und somit asbach uralt! Und dorthin sollten wir nicht wieder zurück!
Wer hat ähnliche Erlebnisse im Kindergarten gehabt wie ich ?
Wir sollten nicht länger schweigen und endlich an die Öffentlichkeit gehen.
Mit freundlichen Grüßen
Martin S.
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sturmfrau,
Montag, 23. April 2012, 2:34 PM
Tragisch, dass Sie das so erlebt haben. Noch tragischer, dass Sie Ihre Erfahrungen einfach so auf heutige Verhältnisse übertragen, denn in Kitas und Kindergärten gibt es schon längst kein Zwangsschlafen und Schreienlassen mehr. Vergleiche mit Orwell sind ziemlich weit hergeholt. Und Kritik am Betreuungsgeld ist nicht gleichzusetzen mit einer Diskreditierung der "familiengerechten christlichen Erziehung", was auch immer Sie darunter verstehen.
Mich erstaunt, dass insbesondere Konservative sich so angegriffen fühlen, wenn es um Kritik am Betreuungsgeld geht. Zeigt für mich einmal mehr, dass es Frau Schröder bei der Einführung desselben eher um eine Besänftigung (neo-)konservativer Kreise geht als um politischen Veränderungswillen.
Frage an Sie, Herr Martin: Wären Sie bereit (angenommen, die Mutter Ihrer Kinder hätte bessere Verdienstchancen als Sie), die lieben Kleinen über Jahre hinweg ganztags zuhause zu betreuen? Ach, aber wahrscheinlich ist das wieder nicht im "christlichen, familiengerechten Sinn", denn da hat ja üblicherweise die Frau diese Rolle zu erfüllen. Sehr fortschrittlich.
Mich erstaunt, dass insbesondere Konservative sich so angegriffen fühlen, wenn es um Kritik am Betreuungsgeld geht. Zeigt für mich einmal mehr, dass es Frau Schröder bei der Einführung desselben eher um eine Besänftigung (neo-)konservativer Kreise geht als um politischen Veränderungswillen.
Frage an Sie, Herr Martin: Wären Sie bereit (angenommen, die Mutter Ihrer Kinder hätte bessere Verdienstchancen als Sie), die lieben Kleinen über Jahre hinweg ganztags zuhause zu betreuen? Ach, aber wahrscheinlich ist das wieder nicht im "christlichen, familiengerechten Sinn", denn da hat ja üblicherweise die Frau diese Rolle zu erfüllen. Sehr fortschrittlich.
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martin s.,
Dienstag, 24. April 2012, 1:56 PM
Liebe Sturmfrau,
zunächst einmal spreche ich von meinen Erfahrungen, die ich persönlich erlebt habe. Und ich kann diesbezüglich nicht schweigen. Vor allen Dingen da ich den Eindruck habe, es geht in der Diskussion nur um die Eltern, nicht aber um die, um die es eigentlich gehen sollte: die Kinder.
Übrigens ist die Fremdbetreuung von Kindern leider nicht nur nicht fortschrittlich, sondern ein überalter Hut, wenn man an die Gouvernantenerziehung denkt. Die aber stammt aus dem 18. Jahrhundert. Und schon Rousseau und Pestalozzi propagierten ganz klar die familiäre Erziehung. Die Kindergärten wurden übrigens von den Nationalsozialisten und Kommunisten eingeführt, um bereits die Kleinkinder systemgefügig zu machen. Deshalb bleibe ich dabei: Kinder niemals in die Fremdbetreuung. Und meine Hochachtung gehört all jenen Frauen (und von denen kenne ich einige, die sich aufopferungs- und liebevoll um ihre Kinder kümmern und erziehen und sich durch die Diskussion erheblich diskriminiert fühlen), die sich dem Diktat der Fremderziehung entziehen. Diese Arbeit, Hausarbeit und Erziehung, wird viel zu wenig gewürdigt. Aber das ist auch Arbeit, die mindestens ebenso hart und wichtig ist wie Erwerbsarbeit. Deshalb sollte sie auch gefördert und anerkannt werden.
zunächst einmal spreche ich von meinen Erfahrungen, die ich persönlich erlebt habe. Und ich kann diesbezüglich nicht schweigen. Vor allen Dingen da ich den Eindruck habe, es geht in der Diskussion nur um die Eltern, nicht aber um die, um die es eigentlich gehen sollte: die Kinder.
Übrigens ist die Fremdbetreuung von Kindern leider nicht nur nicht fortschrittlich, sondern ein überalter Hut, wenn man an die Gouvernantenerziehung denkt. Die aber stammt aus dem 18. Jahrhundert. Und schon Rousseau und Pestalozzi propagierten ganz klar die familiäre Erziehung. Die Kindergärten wurden übrigens von den Nationalsozialisten und Kommunisten eingeführt, um bereits die Kleinkinder systemgefügig zu machen. Deshalb bleibe ich dabei: Kinder niemals in die Fremdbetreuung. Und meine Hochachtung gehört all jenen Frauen (und von denen kenne ich einige, die sich aufopferungs- und liebevoll um ihre Kinder kümmern und erziehen und sich durch die Diskussion erheblich diskriminiert fühlen), die sich dem Diktat der Fremderziehung entziehen. Diese Arbeit, Hausarbeit und Erziehung, wird viel zu wenig gewürdigt. Aber das ist auch Arbeit, die mindestens ebenso hart und wichtig ist wie Erwerbsarbeit. Deshalb sollte sie auch gefördert und anerkannt werden.
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sturmfrau,
Dienstag, 24. April 2012, 2:05 PM
Na, wenn's Rousseau und Pestalozzi schon gesagt haben, wird es dadurch ja wahrscheinlich wahrer... Sorry, aber nur weil jemand etwas propagiert, muss es deshalb nicht stimmen.
Natürlich schildern Sie Ihre persönlichen Erfahrungen, und mein Ausdruck "tragisch" war ernst gemeint. Es ist schade, dass Sie das so haben erleben müssen. Nur so zur Anmerkung: Auch ich ging früh in den Kindergarten (früher als andere Kinder), und geschadet hat es mir nicht. Was mir aber geschadet hat, war, dass meine Mutter mich schreien ließ. Das machte man damals so. Man muss also mehr über die Qualität als über die Form sprechen. Eine überforderte Mutter kann einem Kind genau so schaden wie eine schlechte Kindergartenbetreuung.
Die Kindergärten wurden übrigens von den Nationalsozialisten und Kommunisten eingeführt, um bereits die Kleinkinder systemgefügig zu machen. Können Sie das auch belegen? Mir scheint, hier geht es weniger um die tatsächliche historische Entwicklung als darum, ein Feindbild zu schaffen und so zu belegen, dass Kindergärten generell von Übel sind. Darüber hinaus nehmen Sie es mir sicher nicht übel, wenn ich Sie daran erinnere, dass die Nazis das Bild der aufopfernden, stets fürsorglichen Mutter propagierten. Sind wir also wieder bei der Propaganda.
Sie beantworten übrigens meine Frage nach Ihrer eigenen Bereitschaft zur Betreuung der Kinder (obwohl sie sowieso nur rein hypothetisch ist) nicht, sondern stellen dem entgegen, wie wenig die Arbeit der Hausfrauen und Mütter gewürdigt wird. Man(n) würde sie am meisten dadurch würdigen, dass man(n) sie selbst ausübt. Schöne Worte helfen da wenig.
Natürlich schildern Sie Ihre persönlichen Erfahrungen, und mein Ausdruck "tragisch" war ernst gemeint. Es ist schade, dass Sie das so haben erleben müssen. Nur so zur Anmerkung: Auch ich ging früh in den Kindergarten (früher als andere Kinder), und geschadet hat es mir nicht. Was mir aber geschadet hat, war, dass meine Mutter mich schreien ließ. Das machte man damals so. Man muss also mehr über die Qualität als über die Form sprechen. Eine überforderte Mutter kann einem Kind genau so schaden wie eine schlechte Kindergartenbetreuung.
Die Kindergärten wurden übrigens von den Nationalsozialisten und Kommunisten eingeführt, um bereits die Kleinkinder systemgefügig zu machen. Können Sie das auch belegen? Mir scheint, hier geht es weniger um die tatsächliche historische Entwicklung als darum, ein Feindbild zu schaffen und so zu belegen, dass Kindergärten generell von Übel sind. Darüber hinaus nehmen Sie es mir sicher nicht übel, wenn ich Sie daran erinnere, dass die Nazis das Bild der aufopfernden, stets fürsorglichen Mutter propagierten. Sind wir also wieder bei der Propaganda.
Sie beantworten übrigens meine Frage nach Ihrer eigenen Bereitschaft zur Betreuung der Kinder (obwohl sie sowieso nur rein hypothetisch ist) nicht, sondern stellen dem entgegen, wie wenig die Arbeit der Hausfrauen und Mütter gewürdigt wird. Man(n) würde sie am meisten dadurch würdigen, dass man(n) sie selbst ausübt. Schöne Worte helfen da wenig.
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martin s.,
Dienstag, 24. April 2012, 11:58 PM
Ich finde unseren Dialog sehr anregend, der allerdings nicht in Streit weitergehen sollte, sondern in gegenseitigem Respekt bzw. Respekt vor der Meinung des jeweils anderen. Es tut mir wirklich und aufrichtig leid für sie, dass Sie von Ihrer Mutter so schlecht behandelt wurden, wie Sie es beschrieben.
Die Nazis haben nur vordergründig das Bild der fürsorglichen Mutter propagiert. Dass dieses Bild wirklich nur reine Propaganda war, kann folgendes verdeutlichen:
Zum einen haben die Nazis einigen Frauen Mutterschaft ganz verwehrt - an Sinthi und Roma und Geistig Behinderten wurden Hunderttausende von Zangsabtreibungen vorgenommen. Und JOHANNA HARER war eine führende Nationalsozialistin, die für die Einrichtung von Kindergärten zuständig war.
Ihre Bücher über Erziehung verkauften sich bis weit in die 80er Jahre hinein, ohne dass dies von der Öffentlichkeit einmal kritisch hinterfragt wurde.
Und um Ihre Frage zu beantworten:
Wenn ich Kinder hätte, würde ich Sie selbstverständlich selbst oder gemeinsam mit einer Partnerin erziehen.
Die Nazis haben nur vordergründig das Bild der fürsorglichen Mutter propagiert. Dass dieses Bild wirklich nur reine Propaganda war, kann folgendes verdeutlichen:
Zum einen haben die Nazis einigen Frauen Mutterschaft ganz verwehrt - an Sinthi und Roma und Geistig Behinderten wurden Hunderttausende von Zangsabtreibungen vorgenommen. Und JOHANNA HARER war eine führende Nationalsozialistin, die für die Einrichtung von Kindergärten zuständig war.
Ihre Bücher über Erziehung verkauften sich bis weit in die 80er Jahre hinein, ohne dass dies von der Öffentlichkeit einmal kritisch hinterfragt wurde.
Und um Ihre Frage zu beantworten:
Wenn ich Kinder hätte, würde ich Sie selbstverständlich selbst oder gemeinsam mit einer Partnerin erziehen.
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ustrarisa,
Mittwoch, 25. April 2012, 12:28 AM
Jede Einrichtung steht und fällt mit den Personen, von denen sie betrieben wird. Eine unzufriedene Mutter ist eine schlechte Mutter und sie können nur mitsprechen, ob Sie ein Kind selbst erziehen werden oder nicht, wenn Sie eines haben. Alles andere ist Theorie! Jedes eigene Kind ist erst einmal ein fremder Mensch und kann ganz schön austeilen und die Freiheit begrenzen. Wenn man sich plötzlich völlig aufgeben muss, wird man sehen, ob man das so wollte oder nicht kann. Ich habe fünf Kinder komplett allein großgezogen und habe sie teilweise nicht in den Kindergarten gegeben. Mich als Person konnte ich völlig vergessen und ich finde, dass alle Kinder ein Recht auf Kindergartenplätze und auf eine gutgelaunte Elternschaft haben sollten. Was glauben Sie, wie das auf Dauer ist, sich auf das Niveau von Kleinstkindern zu begeben, wenn man studiert hat? Und das machen sie mal ein paar Jahre lange jeden Tag!!! Ich war selbst im Kindergarten und habe dort schöne und schlechte Erfahrungen gemacht, wie überall im Leben!
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sturmfrau,
Mittwoch, 25. April 2012, 12:01 PM
Oh, ich möchte nicht mit Ihnen streiten oder gar respektlos mit Ihnen umgehen. Sollte dieser Eindruck bei Ihnen entstanden sein, dann finde ich das sehr bedauerlich. Ich habe lediglich einige der Aussagen in Zweifel gezogen, die Sie anführen, und ich finde, das sollte doch erlaubt sein.
Meine Mutter hat mich nicht durchweg schlecht behandelt, aber sie hat (zum Teil durch grobe Unkenntnis, zum weit größeren Teil allerdings durch eigene emotionale Defizite) Fehler gemacht, die mich mein Leben lang begleiten. Ich führte das Beispiel an, um zu verdeutlichen, dass es nichts bringt, die Betreuung durch die leibliche Mutter als "natürlich" und daher als das beste aller Modelle hochzustilisieren und als Gegengewicht dazu quasi den Kindergarten bzw. die Fremdbetreuung zu verdammen. Vielmehr wäre es wichtig, Defizite beider Betreuungsformen zu betrachten und zu sehen, wie man Missständen abhelfen kann. Das gilt selbstverständlich auch für Kindergärten, von denen es ganz sicher gute und schlechte gibt. Pauschalaussagen bringen einen aber in dieser Diskussion überhaupt nicht weiter. Inzwischen weiß man recht viel über die Bedürfnisse von Säuglingen und Kleinkindern, und die drängendste Frage ist, wie man ihnen gerecht werden und sie in den Mittelpunkt des Interesses stellen kann, ohne dabei in Schwarz-Weiß-Zeichnerei zu verfallen und Rollenbilder zu zementieren, die längst überholt sind.
Ein Wort noch zu den Herren Rousseau und Pestalozzi: Auch sie waren Kinder ihrer Zeit, und niemand würde guten Gewissens beispielsweise Rousseaus Erziehungsmaximen heute mehr kritiklos folgen, denn wir haben inzwischen eine vollkommen andere Vorstellung der Bedeutung z.B. von Gehorsam. Rousseau schreibt über das Kind (den "Zögling"): "Laßt ihn immer im Glauben, er sei der Meister, seid es in Wirklichkeit aber selbst. Es gibt keine vollkommenere Unterwerfung als die, der man den Schein der Freiheit zugesteht. So bezwingt man sogar seinen Willen. Wer will den heute noch sein Kind unterwerfen oder seinen Willen bezwingen? Wer würde das heute noch so in eine moderne Kindererziehung übernehmen? Und auf Pestalozzi trifft wohl am ehesten zu "Mach es, wie ich sage, nicht wie ich es selbst mache!" Denn der hat seinen Sohn schon in ganz jungen Jahren mit allerhand Erziehungsexperimenten traktiert, die für das Kind nicht im geringsten förderlich waren. Mag also sein, dass die beiden eine Menge wertvoller Aspekte zum Thema Erziehung beizutragen hatten, das liegt allerdings auch schon 200 bis 250 Jahre zurück, und in der Zwischenzeit hat sich sowohl die Gesellschaft verändert (und nicht nur zum Schlechteren!) als auch die Auffassung von Erziehung und der Kenntnisstand über frühkindliche Entwicklung. Zum Glück.
Die Geschichte des Kindergartens zu reduzieren auf den Nationalsozialismus, Johanna Haarer und die von ihr postulierten Erziehungspraktiken halte ich für verkürzend. Sie blenden damit die vorhergehenden knapp hundert Jahre der Geschichte der Kindergärten und ihrer pädagogischen Ansätze aus. Dass sich die Nazis und Haarer des Kindergartens als Methode der Einflussnahme auf das Kind bedienten, ist kein Fehler des Konzeptes Kindergarten. Es ist durchaus korrekt, dass totalitäre Regime insbesondere über Gruppen und Institutionen ideologischen Einfluss auf Kinder nehmen und nahmen in der Absicht, sie früh und vollständig zu beeinflussen und zu vereinnahmen. Aber der Vergleich moderner Kinderbetreuungseinrichtungen mit Haarer und den Nazis hinkt doch gewaltig. Die Zwangssterilisationen und -abtreibungen im Dritten Reich haben mit der ganzen Mutterschaftsthematik übrigens recht wenig zu tun, hier geht es vielmehr um die verquaste Rassenideologie der Nazis. Dass bestimmte Zuschreibungen natürlich nur für deutsche Frauen galten, folgt der "Logik" des Nationalsozialismus.
Was die Nazis indes sehr wohl taten: Sie reduzierten die Frau auf ihre Rolle als Mutter der Kinder, als Gebärerin und Hausfrau. Natürlich finden sich auch hier Widersprüche in diesem Frauenbild, beispielsweise, als es darum ging, dass die Frauen doch im Krieg als Flakhelferinnen und in der Waffen- und Industrieproduktion eingesetzt wurden. Dennoch propagierten die Nazis die Nur-Mutter-und-Hausfrau als Idealbild. Und ohne mich in eigenartige Nazi-Vergleiche versteigen zu wollen, meine ich doch aktuell einen gewissen Rückwärtstrend zu beobachten, der die Frauen eben wieder genau auf diese Funktionen reduziert wissen will, anstatt sie als Personen mit einem Recht auf eigene Lebensverwirklichung zu betrachten. In diesem Zusammenhang von einem Naturzustand oder Natürlichkeit zu sprechen, ist ja so wundervoll kuschelig in der heutigen, als kalt erlebten und von Lohnarbeit und Konsum geprägten Zeit. Dass manche Menschen, Männer wie Frauen, sich da ein Idyll zurückwünschen, das weder realisierbar ist noch tatsächlich so existiert hat, ist nachvollziehbar. Mit Natürlichkeit hat das aber wenig zu tun, denn auch die Trennung von ("männlicher") Arbeits- und ("weiblicher") häuslicher Sphäre ist eine künstliche, die in dieser Form erst rund 200 Jahre alt ist.
Die Entscheidung für das eine oder andere Modell ist eine ganz persönliche und muss es auch bleiben. Aber ich teile ustrarisas Meinung - wer keine Kinder selbst erzieht, kann nicht ermessen, was das für die eigene Lebensgestaltung bedeutet. Und daher ist es für Männer immer besonders leicht, eine Natürlichkeit der mütterlichen Aufgabe zu postulieren und zu behaupten, dies sei das Allerbeste für die Kinder. Sie selbst müssen das ja nicht leisten. Daher finde ich es auch vermessen, von der Gesellschaft insgesamt mehr Achtung und Würdigung für die Hausfrauen- und Mutterrolle zu fordern, wenn man selbst Teil des Systems ist, das von der Selbstverständlichkeit dieser Aufgabenverteilung profitiert. Erst es selbst anders zu machen käme einer Würdigung gleich, aber da wartet man bislang noch vergeblich auf die Armee der freiwilligen Männer.
Meine Mutter hat mich nicht durchweg schlecht behandelt, aber sie hat (zum Teil durch grobe Unkenntnis, zum weit größeren Teil allerdings durch eigene emotionale Defizite) Fehler gemacht, die mich mein Leben lang begleiten. Ich führte das Beispiel an, um zu verdeutlichen, dass es nichts bringt, die Betreuung durch die leibliche Mutter als "natürlich" und daher als das beste aller Modelle hochzustilisieren und als Gegengewicht dazu quasi den Kindergarten bzw. die Fremdbetreuung zu verdammen. Vielmehr wäre es wichtig, Defizite beider Betreuungsformen zu betrachten und zu sehen, wie man Missständen abhelfen kann. Das gilt selbstverständlich auch für Kindergärten, von denen es ganz sicher gute und schlechte gibt. Pauschalaussagen bringen einen aber in dieser Diskussion überhaupt nicht weiter. Inzwischen weiß man recht viel über die Bedürfnisse von Säuglingen und Kleinkindern, und die drängendste Frage ist, wie man ihnen gerecht werden und sie in den Mittelpunkt des Interesses stellen kann, ohne dabei in Schwarz-Weiß-Zeichnerei zu verfallen und Rollenbilder zu zementieren, die längst überholt sind.
Ein Wort noch zu den Herren Rousseau und Pestalozzi: Auch sie waren Kinder ihrer Zeit, und niemand würde guten Gewissens beispielsweise Rousseaus Erziehungsmaximen heute mehr kritiklos folgen, denn wir haben inzwischen eine vollkommen andere Vorstellung der Bedeutung z.B. von Gehorsam. Rousseau schreibt über das Kind (den "Zögling"): "Laßt ihn immer im Glauben, er sei der Meister, seid es in Wirklichkeit aber selbst. Es gibt keine vollkommenere Unterwerfung als die, der man den Schein der Freiheit zugesteht. So bezwingt man sogar seinen Willen. Wer will den heute noch sein Kind unterwerfen oder seinen Willen bezwingen? Wer würde das heute noch so in eine moderne Kindererziehung übernehmen? Und auf Pestalozzi trifft wohl am ehesten zu "Mach es, wie ich sage, nicht wie ich es selbst mache!" Denn der hat seinen Sohn schon in ganz jungen Jahren mit allerhand Erziehungsexperimenten traktiert, die für das Kind nicht im geringsten förderlich waren. Mag also sein, dass die beiden eine Menge wertvoller Aspekte zum Thema Erziehung beizutragen hatten, das liegt allerdings auch schon 200 bis 250 Jahre zurück, und in der Zwischenzeit hat sich sowohl die Gesellschaft verändert (und nicht nur zum Schlechteren!) als auch die Auffassung von Erziehung und der Kenntnisstand über frühkindliche Entwicklung. Zum Glück.
Die Geschichte des Kindergartens zu reduzieren auf den Nationalsozialismus, Johanna Haarer und die von ihr postulierten Erziehungspraktiken halte ich für verkürzend. Sie blenden damit die vorhergehenden knapp hundert Jahre der Geschichte der Kindergärten und ihrer pädagogischen Ansätze aus. Dass sich die Nazis und Haarer des Kindergartens als Methode der Einflussnahme auf das Kind bedienten, ist kein Fehler des Konzeptes Kindergarten. Es ist durchaus korrekt, dass totalitäre Regime insbesondere über Gruppen und Institutionen ideologischen Einfluss auf Kinder nehmen und nahmen in der Absicht, sie früh und vollständig zu beeinflussen und zu vereinnahmen. Aber der Vergleich moderner Kinderbetreuungseinrichtungen mit Haarer und den Nazis hinkt doch gewaltig. Die Zwangssterilisationen und -abtreibungen im Dritten Reich haben mit der ganzen Mutterschaftsthematik übrigens recht wenig zu tun, hier geht es vielmehr um die verquaste Rassenideologie der Nazis. Dass bestimmte Zuschreibungen natürlich nur für deutsche Frauen galten, folgt der "Logik" des Nationalsozialismus.
Was die Nazis indes sehr wohl taten: Sie reduzierten die Frau auf ihre Rolle als Mutter der Kinder, als Gebärerin und Hausfrau. Natürlich finden sich auch hier Widersprüche in diesem Frauenbild, beispielsweise, als es darum ging, dass die Frauen doch im Krieg als Flakhelferinnen und in der Waffen- und Industrieproduktion eingesetzt wurden. Dennoch propagierten die Nazis die Nur-Mutter-und-Hausfrau als Idealbild. Und ohne mich in eigenartige Nazi-Vergleiche versteigen zu wollen, meine ich doch aktuell einen gewissen Rückwärtstrend zu beobachten, der die Frauen eben wieder genau auf diese Funktionen reduziert wissen will, anstatt sie als Personen mit einem Recht auf eigene Lebensverwirklichung zu betrachten. In diesem Zusammenhang von einem Naturzustand oder Natürlichkeit zu sprechen, ist ja so wundervoll kuschelig in der heutigen, als kalt erlebten und von Lohnarbeit und Konsum geprägten Zeit. Dass manche Menschen, Männer wie Frauen, sich da ein Idyll zurückwünschen, das weder realisierbar ist noch tatsächlich so existiert hat, ist nachvollziehbar. Mit Natürlichkeit hat das aber wenig zu tun, denn auch die Trennung von ("männlicher") Arbeits- und ("weiblicher") häuslicher Sphäre ist eine künstliche, die in dieser Form erst rund 200 Jahre alt ist.
Die Entscheidung für das eine oder andere Modell ist eine ganz persönliche und muss es auch bleiben. Aber ich teile ustrarisas Meinung - wer keine Kinder selbst erzieht, kann nicht ermessen, was das für die eigene Lebensgestaltung bedeutet. Und daher ist es für Männer immer besonders leicht, eine Natürlichkeit der mütterlichen Aufgabe zu postulieren und zu behaupten, dies sei das Allerbeste für die Kinder. Sie selbst müssen das ja nicht leisten. Daher finde ich es auch vermessen, von der Gesellschaft insgesamt mehr Achtung und Würdigung für die Hausfrauen- und Mutterrolle zu fordern, wenn man selbst Teil des Systems ist, das von der Selbstverständlichkeit dieser Aufgabenverteilung profitiert. Erst es selbst anders zu machen käme einer Würdigung gleich, aber da wartet man bislang noch vergeblich auf die Armee der freiwilligen Männer.
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martin s.,
Freitag, 27. April 2012, 4:31 PM
Hallo Ustrarisa,
ich finde es absolut großartig, was Sie als Mutter von 5 Kindern geleistet haben. Und ich will mit meiner Haltung von Kindererziehung auf keinen Fall allen Frauen ein bestimmtes Rollenmuster aufzwingen. Aber bemerken Sie nicht auch die derzeitige von Medien und Politik betriebene Hetzkampagne gegen Mütter, die sich ausschließlich der Kindererziehung widmen ?! Da fallen in zahlreichen Berichten Beleidigungen wie "Herdprämie" oder "Hausmütterchen". Und da wird fairer und ausgewogener Journalismus mit Hetzschmiererei verwechselt. Das liegt vor allem daran, dass die weit überwiegende Mehrzahl der in Politik und Medien Tätigen kinderlos ist und aus der kinder- und mütterfeindlichen Ecke des Feminismus stammt. Da mag es mir doch selbst, als Kinderlosem, erlaubt sein, die Hausrabeit von Frauen mit Worten zu würdigen und zu verteidigen, wenn sie von anderen mit Worten in den Staub getreten wird.
Ich wäre sogar absolut dafür, man würde Hausfrauen und erziehenden Müttern ein eigenständiges und echtes Gehalt zahlen. Vielleicht in Höhe von 1000 bis 1200 Euro pro Monat. Würde das Frauen nicht unabhängiger machen - vom Ehemann, von der Erwerbsarbeit ?! Wäre das nicht wirklich eine Entlastung und Würdigung von Hausarbeit ? Ist nicht Familie wichtiger als Erwerbsarbeit ? Würden dann nicht vielleicht sogar viel mehr Männer die Hausarbeit und Kindererziehung übernehmen als jetzt ? Wäre das nicht wirklich ein revolutionäres Modell, das man vielleicht einmal denken oder anpacken sollte ? Was meinen Sie ?
Mit lieben Grüßen
Martin S.
ich finde es absolut großartig, was Sie als Mutter von 5 Kindern geleistet haben. Und ich will mit meiner Haltung von Kindererziehung auf keinen Fall allen Frauen ein bestimmtes Rollenmuster aufzwingen. Aber bemerken Sie nicht auch die derzeitige von Medien und Politik betriebene Hetzkampagne gegen Mütter, die sich ausschließlich der Kindererziehung widmen ?! Da fallen in zahlreichen Berichten Beleidigungen wie "Herdprämie" oder "Hausmütterchen". Und da wird fairer und ausgewogener Journalismus mit Hetzschmiererei verwechselt. Das liegt vor allem daran, dass die weit überwiegende Mehrzahl der in Politik und Medien Tätigen kinderlos ist und aus der kinder- und mütterfeindlichen Ecke des Feminismus stammt. Da mag es mir doch selbst, als Kinderlosem, erlaubt sein, die Hausrabeit von Frauen mit Worten zu würdigen und zu verteidigen, wenn sie von anderen mit Worten in den Staub getreten wird.
Ich wäre sogar absolut dafür, man würde Hausfrauen und erziehenden Müttern ein eigenständiges und echtes Gehalt zahlen. Vielleicht in Höhe von 1000 bis 1200 Euro pro Monat. Würde das Frauen nicht unabhängiger machen - vom Ehemann, von der Erwerbsarbeit ?! Wäre das nicht wirklich eine Entlastung und Würdigung von Hausarbeit ? Ist nicht Familie wichtiger als Erwerbsarbeit ? Würden dann nicht vielleicht sogar viel mehr Männer die Hausarbeit und Kindererziehung übernehmen als jetzt ? Wäre das nicht wirklich ein revolutionäres Modell, das man vielleicht einmal denken oder anpacken sollte ? Was meinen Sie ?
Mit lieben Grüßen
Martin S.
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